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Text in Anlehnung an: Molnar & Prinkel (2014): ABS Gruppe – Arbeitsbewertungsskala psychischer Belastung für moderierte Gruppen. In: Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit. Eigenstetter, M., Kunz, R., Portuné, R., Trimpop, R. (Hg). Kröning: Asanger-Verlag, 431-434.

Entwicklung von ABS Gruppe

Ausgangspunkt und Ziel

 

Ziel der Verfahrensentwicklung war es, eine orientierende Methode zur psychischen Gefährdungsbeurteilung für kleine Betriebe zu entwickeln, welche Österreichischen Unternehmen von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) zur Verfügung gestellt wird. Das Verfahren ABS - Arbeitsbewertungsskala (Prinkel, Molnar & Friesenbichler, 2012) hatte die 1997 für die AUVA entwickelte Checkliste „Arbeitssituationsbewertung durch Beschäftigte“ (Molnar & Friesenbichler) zum Ausgangspunkt, wurde jedoch  völlig neu erstellt. Das daraus resultierende Verfahren „ABS Gruppe“ (Molnar, Prinkel & Friesenbichler, 2012) ermöglicht eine Ermittlung und Beurteilung psychischer Belastung sowie die Maßnahmenentwicklung in einer moderierten Gruppe.

 

ABS Gruppe (Molnar, Prinkel, Friesenbichler, 2012), Hg.: AUVA

ABS Verfahrensentwicklung

 

Bereits 1999 hatte Pelzl eine testtheoretische Analyse des Erhebungsinstruments Arbeitssituationsbewertung durch Beschäftigte (Molnar, Friesenbichler, 1997) an der Universität Graz durchgeführt. Vor diesem Hintergrund und basierend auf dem Belastungs-Beanspruchungs-Konzept (z.B. Rohmert, 1984) erfolgte die schrittweise Entwicklung der ABS (Prinkel, Molnar & Friesenbichler, 2012) – federführend durch M. Prinkel, fachlich beraten durch H. Friesenbichler und M. Molnar.

 

Eng angelehnt an die EN ISO 10075 wurden auch bestehende Verfahren, die arbeitsbedingte psychische Belastung erfassen, sowie arbeitspsychologische Literatur für die Konstruktion der 49 Items herangezogen, die auf einer vierstufigen Antwortskala (ja, eher ja, nein, eher nein) zu beantworten sind.  Der erste Fragebogenentwurf wurde nach einem Pretest noch angepasst. Mit der überarbeiteten Version wurden Daten von insgesamt 716 Personen mit überwiegend körperlicher Arbeit bzw. überwiegend Informationsarbeit gesammelt. Diese Daten wurden nach Methoden der klassischen bzw. probabilistischen Testtheorie überprüft.

 

Skalen und Items

Arbeitsmerkmale

5 Items (Arbeit kompliziert, ständige Konzentration, viele gleichzeitige Aufgaben, Freundlichkeitsdruck, hohe Verantwortung)

Organisationskultur

6 Items (wenig Unterstützung d. Kollegen, wenig Unterstützung d. Führungskraft, zu wenig Rückmeldungen, unzureichende Schulung, unzureichende Entwicklungsmöglichkeiten, wenig Mitsprache)

Arbeitsumgebung und Arbeitszeit

6 Items (Lichtverhältnisse unzureichend, Beengtheit, Ausstattung unzureichend, hohe Sinnesanforderungen, unzureichende Arbeitszeit, Erholung zu kurz)

Arbeitsabläufe

5 Items (Prioritäten unklar, Arbeitsaufträge widersprüchlich, Zuständigkeiten unklar, Informationen fehlen, Informationen unklar)

Faktorenanalyse und Rasch-Modell-Analysen

 

Zur Bestimmung der Faktoranzahl der ABS 2012 wurde eine Hauptkomponentenanalyse durchgeführt. Es erfolgte eine Rotation nach der Oblimin-Methode (z.B. Eid, Gollwitzer & Schmitt, 2011). Die Analysen deuteten nach dem Minimal Average Partial Kriterium (MAP) und dem Scree-Plot auf vier Hauptkomponenten hin. Mit Hilfe von Rasch-Modell-Analysen wurden die Items identifiziert, die für alle Personen dasselbe messen (eindimensional). Von den ursprünglich 49 Items verblieben 29, aus welchen 22 für die ABS 2012 gewählt wurden.

 

Vier Skalen und 22 Items

 

Anhand von 22 Items werden psychische Belastungen bzw. Gefährdungen erfasst, indem Merkmale der Arbeitsbedingungen bewertet werden. Die Zuordnung der Items zu den Skalen sehen Sie links abgebildet.

 

Gütekriterien

 

  • Objektivität: Um die Objektivität des Verfahrens zu gewährleisten, müssen die Anforderungen für die Vorgabe, Auswertung sowie Interpretation beachtet werden.

  • Validität: Durch die Verankerung der Skalen in der ÖNORM EN ISO 10075-1 kann dem Erhebungsinstrument Validität in Form von inhaltlicher Gültigkeit attestiert werden.

  • Reliabilität: Die Reliabilität der ABS 2012 ist durch die Geltung des Rasch-Modells in Form von innerer Konsistenz gegeben: Sind die Items konform mit dem Modell, dann messen sie dasselbe.

  • Normierung: Der Einsatz des Erhebungsinstrument ABS als Screening-Verfahren ist erst nach einer Eichung möglich.

 

Von ABS zu ABS Gruppe

 

ABS Gruppe – Arbeitsbewertung in der Gruppe (Molnar, Prinkel & Friesenbichler, 2012) wurde von M. Molnar auf Basis der ABS (Prinkel, Molnar & Friesenbichler, 2012) konzipiert und textiert. Ausgangspunkt für die Entwicklung des standardisierten Moderationsablaufs samt Moderationsunterlagen war die bereits im IMPULS-Projektleitfaden (Molnar, 2007, S. 20 ff) dargestellte Gruppenmoderationsmethode („IMPULS-Workshops“). 

 

Viktor Solt-Bittner war für die Illustration und grafische Gestaltung von ABS Gruppe verantwortlich.

 

Diesem Team stand Herbert Friesenbichler (AUVA) während des Entwicklungsprozesses fachlich beratend und unterstützend zur Seite.

 

ABS Gruppe ist ein orientierendes Verfahren zur Bewertung von arbeitsbedingten psychischen Belastungen. Für die Anwendung in moderierten Gruppen wurde der zugrunde liegende vierstufige Fragebogen ABS dichotomisiert (ja/eher ja bzw. nein/eher nein), um so in der Gruppe eine effiziente Anwendung - ohne aufwendige Berechnungen - gewährleisten zu können.


Eine Überarbeitung der ABS Gruppe-Unterlagen fand 2015 für die Publikation "Psychische Belastungen - Checklisten für den Einstieg" statt. Das Buch ist in Deutschland im DCVerlag und in der Schweiz über das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) erhältlich.

Abb. Flip-Chart-Muster aus IMPULS-Projektleitfaden (Molnar, 2007, S.24)

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